Was bedeutet eigentlich...
Hier finden Sie Begriffe, die regelmäßig genannt werden, von denen viele Personen jedoch gar nicht genau wissen, was sie eigentlich bedeuten. Sollten Begriffe fehlen, die Sie im Zusammenhang mit Gleichstellung oder Feminismus gehört haben, dann schicken Sie mir gerne eine E-Mail, damit diese ergänzt werden können.
Glossar
Antidiskriminierung
Antidiskriminierung ist unter anderem eine gleichstellungspolitische Strategie, die darauf konzentriert ist, Diskriminierung abzubauen und zu verhindern. Instrumente der Antidiskriminierung sind:
- Aufklärung (Was ist Diskriminierung und wie kann sie verhindert werden?)
- Gesetzgebung (Verbot von Diskriminierung)
- Rechtsdurchsetzung (Ermittlung, Klage und Bestrafung von Verstößen sowie die Unterstützung der Betroffenen)
Gesetzliche Verankerung findet Antidiskriminierung in Deutschland mit dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG). Es gibt eine Antidiskriminierungsstelle des Bundes sowie Antidiskriminierungsstellen in den einzelnen Bundesländern, die als Anlaufstellen für Antidiskriminierungsfragen dienen und Beratung anbieten.
www.antidiskriminierungsstelle.de
Catcalling
Dieser Begriff bezeichnet das Hinterherrufen von Sätzen wie „Hey süße Maus“, „Na, Schönheit, heute schon geküsst?“ oder das Hinterherpfeifen. Manches Mal wird sich auch noch derber oder sogar aggressiv geäußert. Häufig wird dies bagatellisiert oder als Kompliment gemeint dargestellt. Aber Catcalling ist kein Kompliment!
Diskriminierung
Diskriminierung ist die Benachteiligung, Nichtbeachtung, Ausgrenzung oder Ungleichbehandlung einzelner Menschen oder Gruppen aufgrund ihnen angedichteter oder in einem bestimmten Zusammenhang nicht relevanter Merkmale. Im deutschen Rechtssystem werden Diskriminierungen aufgrund folgender Merkmale erfasst: Geschlecht, Religion beziehungsweise Weltanschauung, ethnische Herkunft, Behinderung, Alter und sexuelle Orientierung. Diskriminierung wird in unmittelbare und mittelbare Benachteiligung unterschieden. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) liefert für beide Diskriminierungsformen eine Definition:
- Danach liegt eine unmittelbare Benachteiligung vor, wenn eine Person wegen den oben genannten Kategorien eine weniger günstigere Behandlung erfährt als eine andere Person in einer vergleichbaren Situation.
- Von einer mittelbaren Benachteiligung wird gesprochen, wenn dem Anschein nach neutrale Vorschriften, Kriterien oder Verfahren Personen aufgrund der oben genannten Kriterien gegenüber anderen Personen in besonderer Weise benachteiligen können.
Diversity(-management)
Diversity beschreibt eine kulturelle, soziale, ethnische und Geschlechter-Vielfalt. Im Diversity-Management ist das Ziel, die Konflikte zu bewältigen, die hierbei entstehen können.
Equal Care
Die unterschiedliche Verteilung der Sorgearbeit oder Care-Arbeit, führt zu einer Überlastung derjenigen Person. Zum Großteil sind Frauen davon betroffen. Sie sind berufstätig und leisten zusätzlich noch Erziehung- und Pflegearbeit in der Familie. Die Erwerbs- und die Care-Arbeit gleichmäßig innerhalb der Partnerschaft zu verteilen, ist das Ziel von Equal-Care (gleiche Sorgearbeit).
Feminismus
Feminismus bezeichnet eine Vielzahl emanzipatorischer Bewegungen des Denkens und des Handelns, die politisch auf den Abbau von Geschlechter-Hierarchien und Rollenbildern abzielen. Feminismus umfasst heute vielfältige Theorien und Erklärungsmuster, welche mehr oder weniger stark mit Frauenbewegungen und anderen emanzipatorischen und Bürgerrechtsbewegungen sowie mit wissenschaftlicher Forschung und Theoriebildung verbunden sind.
Frauenquote
Die Frauenquote ist ein gleichstellungspolitisches Instrument mit dem Ziel, der Unterrepräsentation von Frauen in bestimmten Bereichen entgegenzuwirken. Im Kern besteht es aus der Regelung, dass ein bestimmter Anteil von Positionen mit Frauen besetzt wird. Es gibt zum Beispeil Frauenquoten in politischen Gremien oder in Aufsichtsräten von Unternehmen. Eine Quote kann generell eingesetzt werden, um Diskriminierung oder Unterrepräsentation von Geschlecht oder anderen Merkmalen zu verhindern. In Ländern wie Norwegen oder Frankreich wird die Frauenquote bereits seit mehreren Jahren erfolgreich eingesetzt.
Gender
Im Englischen gibt es zwei Begriffe für Geschlecht:
- Sex = physisches Geschlecht
- Gender = soziales/kulturelles Geschlecht
Da es im Deutschen nur die eine Bezeichnung gibt, wurde in der Geschlechterdiskriminierungsdebatte der Begriff Gender gewählt, um auf die soziale und soziologisch geprägte Geschlechterrolle zu verweisen.
Gender Mainstreaming
1999 wurde im Amsterdamer Vertrag der EU-Staaten der Begriff Gender Mainstreaming verankert. Im Gender Mainstreaming soll die Kategorie Geschlecht (Gender) auf allen Ebenen (Mainstreaming) berücksichtigt werden. Es soll in allen gesellschaftlichen Vorhaben, die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern betreffend, von vornherein und regelmäßig die Gleichstellung der Geschlechter berücksichtigt werden. Angewendet soll dieses Prinzip vor allem durch eine Analyse aller Arbeitsbereiche. Eine konsequente Anwendung von Gender Mainstreaming bedeutet, alle Entscheidungsprozesse in demokratisch legitimierten Organisationen daraufhin zu überprüfen, welche Auswirkungen sie auf die Gleichstellung von Frauen und Männern haben und das politische Handeln danach auszurichten. Zudem erweitert Gender Mainstreaming die Perspektive von einer lediglich an Benachteiligungen für Frauen orientierten Betrachtung hin zu einer Gesamtanalyse der unterschiedlichen Ausgangssituationen der Geschlechter. Weitere Informationen können Sie auf der Internetseite des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend erhalten:
Gender Pay Gap
Der Gender Pay Gap (Schlucht zwischen der Bezahlung der Geschlechter oder Geschlechterunterschied in der Bezahlung) bezeichnet den durchschnittlichen Unterschied der Bruttostundenlöhne zwischen den Geschlechtern. In Deutschland liegt dieser bei 23 Prozent. Hierbei wird der durchschnittliche Bruttostundenlohn der Männer als 100 % definiert. Der Equal Pay Day (Gleichbezahlungstag) soll diese Schlucht verdeutlichen. Es wird jedes Jahr ermittelt, wann Frauen im Durchschnitt das Einkommen erreichen, das Männer am 31. Dezember bereits erreicht haben. Im Jahr 2014 haben Frauen am 21. März, 2015 am 20. März diese Summe erreicht – sie haben also für das gleiche Gehalt fast ein viertel Jahr mehr gearbeitet.
Gender-Kompetenz
Gender-Kompetenz ist die Fähigkeit von Personen/Führungskräften, bei ihren Aufgaben Gender-Aspekte zu erkennen und gleichstellungsorientiert zu bearbeiten. Gender-Kompetenz setzt sich aus den Elementen Wissen, Wollen und Können zusammen:
- WISSEN: Kenntnisse über Geschlechterverhältnisse in der Gesellschaft und im eigenen Fachbereich/Berufsfeld.
- WOLLEN: Sensibilität für Geschlechterstereotype und Motivation, Geschlechterverhältnisse zu verändern.
- KÖNNEN: Fähigkeiten, geschlechtersensibel zu arbeiten und Instrumente zur Gleichstellung anzuwenden.
Geschlechterforschung/Gender Studies
In der Geschlechterforschung ist eine zentrale Frage, welchen Einfluss Geschlecht auf alle Bereiche der Gesellschaft hat. Wissenschaftliche Analysen beschäftigen sich mit der Herstellung, der Entstehung und der Relevanz von Geschlecht. Die Geschlechterforschung an Universitäten ist dabei unterschiedlich stark mit geschlechterpolitischen Institutionen und Bewegung verknüpft; historisch ist sie aus der Frauenbewegung hervorgegangen. Dabei ist Geschlechterforschung nicht an ein Fach gebunden, sondern immer interdisziplinär, das heißt es werden Ansätze und Methoden verschiedener Fachrichtungen miteinander verbunden.
Gleichstellungspolitik
In der Gleichstellungspolitik geht es um die Verankerung der Gleichstellung zwischen den Geschlechtern auf politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene. Beispiele für gleichstellungspolitische Strategien sind: Gender Mainstreaming, Frauenförderung, Männerförderung, Antidiskriminierungspolitik.
Istanbul Konvention
Am 01. Februar 2018 ist die Istanbul-Konvention1 in Deutschland in Kraft getreten. Dieser völkerrechtliche Vertrag ist gesellschaftspolitisch bemerkenswert, weil er Gewalt gegen Frauen als geschlechtsspezifisch und strukturell definiert. Die Konvention verpflichtet die Vertragsstaaten in diesem Sinne, weitreichende Maßnahmen umzusetzen, die gewaltbetroffene Frauen unterstützen, präventiv wirksam sind und die Öffentlichkeit sensibilisieren. Als erstes Bundesland entschied sich Schleswig-Holstein bereits im Februar 2018, die Umsetzung der Konvention in enger Kooperation zwischen Facheinrichtungen, Politik, Verwaltung und Justiz zu gestalten. Ein erster Ansprechpartner war der Landesverband Frauenberatung Schleswig-Holstein e. V. (LFSH) mit seiner Schleswig-Holsteinischen Initiative für Frauen (SCHIFF), die seither gefördert wird. Weitere Informationen sind auf der folgenden Internetseite zu finden:
LGBTIQA+ oder LSBTIQA+
"LGBTIQA+" ist eine Abkürzung, die verwendet wird, um eine Vielzahl von Identitäten innerhalb der nicht-heterosexuellen und nicht-cis Bevölkerung zu umfassen. Mit cis-Personen sind alle diejenigen gemeint, die in ein bestimmtes Geschlecht geboren wurden und sich darin auch wohlfühlen und diese Identität für sich annehmen können. Jeder Buchstabe repräsentiert eine bestimmte Gruppe von Menschen:
- L steht für Lesben, Frauen, die romantisch und/oder sexuell von anderen Frauen angezogen sind.
- G steht für Schwule (Gay), Männer, die romantisch und/oder sexuell von anderen Männern angezogen sind.
- B steht für Bisexuelle, Menschen, die romantisch und/oder sexuell von Personen mehr als eines Geschlechts angezogen sind.
- T steht für Transgender, Personen, deren Geschlechtsidentität nicht mit dem Geschlecht übereinstimmt, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Transmänner sind mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen geboren, Transfrauen mit männlichen.
- I steht für Intersexuelle, Personen, die körperliche Merkmale haben, die nicht eindeutig männlich oder weiblich sind, oder bei denen anatomische Geschlechtsmerkmale nicht mit den traditionellen Definitionen von männlich oder weiblich übereinstimmen.
- Q steht für Queer oder Fragestellende, eine allgemeine Bezeichnung für Personen, die sich außerhalb der heteronormativen Geschlechts- und Sexualitätsnormen befinden.
- A steht für Asexuell, Personen, die kein oder nur ein geringes Interesse an sexuellen Aktivitäten empfinden.
Das Pluszeichen (+) am Ende der Abkürzung dient dazu, andere Identitäten und Gruppen einzuschließen, die nicht explizit in der Abkürzung enthalten sind, aber dennoch zur LGBTQIA-Community gehören können, wie zum Beispiel Menschen mit anderen sexuellen Orientierungen, Geschlechtsidentitäten oder Ausdrucksformen.
Mental Load
"Mental Load" ist ein Begriff, der verwendet wird, um die psychische Belastung zu beschreiben, die mit der Organisation und Verwaltung verschiedener Aspekte des täglichen Lebens verbunden ist. Dieser Begriff wird oft im Zusammenhang mit dem Konzept der Geschlechterungleichheit diskutiert, da Studien gezeigt haben, dass Frauen im Allgemeinen eine höhere mentale Belastung tragen als Männer, insbesondere im Bereich der Familienorganisation und -pflege. Die Anerkennung und Verteilung der mentalen Belastung innerhalb von Partnerschaften und Familien ist daher ein wichtiger Schritt zur Förderung von Geschlechtergerechtigkeit und zur Verringerung von Stress und Überlastung in Beziehungen und Haushalten.
Queer
Queer ist eine allgemeine Bezeichnung für Personen, die sich außerhalb der heteronormativen Geschlechts- und Sexualitätsnormen befinden.
Victim Blaming
Wenn dem Opfer die Schuld für die Tat gegeben wird. Beispielsweise wenn bei einer Vergewaltigung gesagt wird, sie sei selbst schuld, wenn sie so einen kurzen Rock trägt.